Kunstwerke in der Pfarrei
Dionysius-Grab
Dionysius-Grab
Seit dem 17. Jahrhundert wird in der ehemaligen Klosterkirche der Leichnam des „Katakombenheiligen“ Dionysius aufbewahrt, und zwar in der heute als Taufkapelle benutzten Dionysius-Kapelle. Die Ausstattung des Grabes hat sich im Laufe der Jahrhunderte mehrmals grundlegend geändert; der heutige, schlichte Zustand geht auf die Innenrenovierung 1971 zurück. Vom ehemaligen Barockaltar stammt das wertvolle Gemälde, das ca. 1675 vom Münchner Hofmaler Andreas Wolff geschaffen worden sein soll.
Schon viele – nicht nur Kinder – haben sich ein wenig gegraust, wenn sie die geschmückten Gebeine des Dionysius betrachtet haben. Was uns heute sehr sonderbar vorkommt, war in der Barockzeit gang und gäbe: Vor allem die süddeutschen Stifte und Klöster suchten ihre prächtigen Abteikirchen dadurch aufzuwerten, dass sie aus Rom die Gebeine von (angeblichen) Märtyrern überführten und zur Verehrung prächtig und sichtbar aufstellten.
Möglich wurde das, als im 16. Jht. in Rom die antiken Katakomben wiedergefunden wurden und dadurch eine große Nachfrage nach „Katakombenheiligen“ entstand. Anonyme Gebeine wurden „getauft“ und erhielten einen Namen, was die Riten-Kongregation zwar zunächst untersagte, dann aber auf päpstliche Intervention hin doch als „alten Brauch“ zuließ. Als sichere Kriterien des Martyriums galten die in den Katakombengräbern gefundenen Beigaben, vor allem die „Blutfläschchen“, als welche man irrtümlich die antiken Duftfläschchen ansah. Bei der Einholung wurde dem „heiligen Leib“ ein Empfang im Prunk barocker Fürsten zuteil.
In seiner „Geschichte des Marktes Geisenfeld“ berichtet Michael Trost:
„Wahrscheinlich auf den Wunsch der Äbtissin Anna Theresia war der Franciskanerordenspriester P. Simon nach Rom gereist, um dort für das Kloster Geisenfeld die vollständigen Reliquien (heil. Leib) eines heil. Blutzeugen zu erhalten, und er erhielt auf Mandat des heil. Vaters Clemens X. durch den Cardinalpriester Gaspar Carpinus ... die ganzen Gebeine mit Blutfläschchen des heil. Martyrs Dionysius in einem wohlverwahrten, versiegelten Kästchen aus Holz, von roter Farbe, in welchem auch die Authentica, ausgefertigt von dem genannten Cardinal am 10. November 1671, mit eingeschlossen war. (...)
Am 17. Mai (1673) zeigte die obengenannte Äbtissin dem bischöflichen Konsisorium zu Regensburg an, 'welch einen unvergleichlichen Schatz sie durch den Provinzial der Franziskaner von S. päpstlichen Heiligkeit mit aller Authentica versehen, erhalten – den Leib des hl. Priesters Dionysius, der mit dem Papste Urbanus gemartert worden. Dieses Heiligthum wolle sie feierlich in ihre Klosterkirche von Geisenfeldwinden aus einführen lassen, um ihm später einen eigenen Altar zu widmen, wozu sie den 30. Juli, nach vollendten Festlichkeiten zu Ehren der hl. Mutter Anna, bestimme und nun hierzu die kirchliche Erlaubnis bitte.
Am 5. Juni wurde ihr diese Bitte gewährt und zugleich nach ihrem Willen die Licenz ertheilt, dem med. Dr. Jakob Stelzle, Professor zu Ingolstadt, die Gebeine des heiligen in 'cadaverica figura' zusammensetzen zu lassen. ... Fürstbischof Albertus Sigismundis von Freysing (ordnetet) den Weihbischof daselbst ab, durch den er auch vollzogen wurde. Nach geschehener Translation ging man daran, den Gebeinen des hl. Dionysius eine kostbare Fassung zu geben“.