großes Kirchenschiff (Orgelblick)

Trauerfall

Das Sterben des Christen

Im Psalm 90 heißt es: „Unsere Tage zu zählen lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.“ Ein weises Herz braucht es in der Tat, um den eigenen Tod als Teil des Lebens anzunehmen. Natürlich sagt uns der Verstand, dass alle einmal sterben müssen. Doch wer spricht schon gerne davon? Und wer denkt ohne Erschrecken daran?

Den Tod, das Sterben anzunehmen, ist zuerst ein spirituelles Geschehen, ein Glaubensvorgang. Alles muss ich loslassen, aber auch wirklich alles. Es bleiben Hoffen und Glauben, dass der Tod Durchgang zum Leben ist.

Das Sterben anzunehmen bedeutet aber auch, Dinge beizeiten zu regeln, z.B. ein Testament zu schreiben, die Frage der Organspende zu klären, gegebenenfalls einen Spenderausweis bei sich zu tragen, und auch über Patienten- und Betreuungsverfügung nachzudenken. Ein Gespräch mit dem Hausarzt kann genauso weiterhelfen wie ein Gespräch mit dem Partner, mit engsten Familienangehörigen, Freunden oder Seelsorgern.

Segensgebet in der Sterbestunde

Der Herr segne dich und erwarte dich am Ufer des Lebens im Licht – jetzt, da der Tod alles Irdischen an deine Tür klopft und dich herausruft aus dem Land, das dich ernährt, aus dem Kreis der Menschen, mit denen du gelebt hast.

Er mache dir den Abschied leicht, und schicke dir Seinen Engel entgegen, der dich begleitet durch das unbekannte Tor des Todes und dich in das verheißene Land führt, wo die Sonne nicht mehr untergeht.

Er erlöse dich von der Angst, ins Leere zu fallen – und schenke dir die Freude, dass du Ihn schaust, der all deine Schuld vergibt und deine Wunden heilt. Die Wunden der Angst und nicht erfahrener Liebe, die Wunden des Schmerzes und des nicht Gelungenen.

Er zeige dir deine wahre Heimat – und lasse dich glücklich sein in Seinem Himmel – Ihm nahe und denen all, die vor dir gelebt haben.

Das gewähre dir der Gott des Lebens, der dem Tod die Macht genommen und sich jetzt freut auf dich: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.



Sterbesakramente

„Nach Empfang der hl. Sakramente“ liest man manchmal in Todesanzeigen. Vielen Menschen ist das immer noch wichtig, einmal „versehen“ zu sein, wie man früher sagte, also die Sakramente der Versöhnung (Beichte), der Krankensalbung und der Kommunion (Wegzehrung) zu empfangen. Das sind die Sakramente für den Lebensweg, der durch den Tod zum Leben bei Gott führt. Sie erinnern an den Beginn unseres Lebens, wo wir in der Taufe als Kinder Gottes angenommen und auch gesalbt wurden. Die Gemeinschaft der Kirche begleitet uns im Sterben mit ihrem Gebet, so dass wir uns auf den Weg machen können – mit Gott und mit uns selbst versöhnt.

Gerne kommen also die Seelsorger ins Haus, um mit schwerkranken und sterbenden Menschen zu beten und die Sakramente zu feiern. Dabei ist es gut, nicht bis zur allerletzten Minute zu warten, um einen Priester zu rufen.

Vorbereiten kann man ein Kreuz, eine Kerze und Weihwasser. Schön ist es, wenn die Angehörigen am Gebet und an der Feier teilnehmen.



Zwischen Tod und Begräbnis

Das Wichtigste ist: In Ruhe Abschied nehmen! Stirbt ein Mensch zu Hause, sollten sich die Angehörigen genügend Zeit nehmen, beim Verstorbenen zu wachen, zu beten, ihm / ihr noch etwas zu sagen, sich zu verabschieden. Verständigen Sie alle, die Abschied nehmen wollen, auch Kinder. Oft werden Trauernde beruhigt von dem Frieden, der vom Antlitz einer/eines Verstorbenen ausgeht. Auch in Krankenhäusern und Altenheimen ist es heutzutage fast immer möglich, in dieser Weise für einen würdigen Abschied zu sorgen.

Stirbt jemand daheim, kann man nach dem Eintritt des Todes höchstens vier Stunden warten, bis man den Arzt informiert. Der Leichnam darf bis zu 36 Stunden (in einigen Bundesländern 24 Stunden) in der Wohnung bleiben, bis er in die Leichenhalle überführt wird.

Für die Vorbreitung der kirchlichen Begräbnisfeier ist das Trauergespräch mit dem zuständigen Seelsorger wichtig. Man trifft sich im Pfarrhaus oder bei den Angehörigen zu Hause.

In der Pfarrei Geisenfeld ist es üblich, am Vorabend des Begräbnisses Aussegnung und Rosenkranz zu halten. Die Erfahrung zeigt, dass das Verweilen beim Toten und das gemeinsame Beten wertvoll und heilsam ist.

Die Aussegnung findet in der Aussegnungshalle am Friedhof statt und beginnt immer um 18 Uhr (am Samstag 17 Uhr). Der Sterberosenkranz wird in der Kirche gebetet und beginnt um 18.30 Uhr.



Das christliche Begräbnis

Als Christen verabschieden wir uns von den Verstorbenen bei der kirchlichen Begräbnisfeier. In ihr vertrauen wir sie der Liebe Gottes an. Wir tun es in der Überzeugung, dass wir über den Tod hinaus miteinander verbunden sind.

Die Eucharistiefeier für den Verstorbenen, das Requiem, ist das Kernstück christlichen Totengedenkens. Wir feiern die Mitte unseres Glaubens, indem wir des Todes und der Auferstehung Jesu Christi gedenken und Dank sagen für unsere Hoffnung auf ewiges Leben. In der Eucharistie wissen sich Christen mit ihren Verstorbenen verbunden. Für die Eucharistiefeier wird vor dem Altar die Osterkerze aufgestellt und angezündet. Sie ist Sinnbild des Auferstandenen. In Geisenfeld beginnt das Requiem immer um 14 Uhr; an Samstagen um 9 Uhr. Die Gestaltung der Feier (Texte, Chorgesang, Lieder ...) wird beim Gespräch mit dem Seelsorger besprochen.

Nach dem Requiem beginnt in der Aussegnungshalle die Beerdigung. Miteinander begleitet man den Verstorbenen zum Grab und vertraut ihn mit Gebeten und Symbolhandlungen Gottes guten Händen an.

Ist eine Feuerbestattung vorgesehen, gibt es zwei Möglichkeiten: Zum einen kann man wie gewohnt nach einigen Tagen das Requiem feiern und danach eine Verabschiedung am Friedhof. Nach ca. zwei Wochen wird dann die Urne beigesetzt. Manche warten auch mit dem Requiem, bis die Urne eingetroffen ist. Dann läuft das Begräbnis ganz genauso wie bei einer Erdbestattung ab, allerdings liegt relativ viel Zeit zwischen dem Tod und der Feier.



Trauern

Wenn ein Mensch stirbt, wenn jemand von uns geht, nach einem großen Verlust oder Zusammenbruch kommt die Zeit der Trauer. Unsere Seele weiß um deren Tiefe und um das Ausmaß des Schmerzes. Und sie bedarf einer Heilung und einer Versöhnung.

Angehörige stehen vielleicht vor einer großen Lebensaufgabe: Abschiednehmen und Loslassen. Fassaden brechen zusammen und Werte werden in Frage gestellt. Trauer ist oft der Auslöser für eine tiefgehende Krise, ein Weg, der viel Zeit benötigt. Denn trauern heißt: Abschied nehmen und das Leben neu lernen. In der Trauer lebt die Liebe weiter.

Wenn der Trauer nicht genügend Raum und Zeit gegeben wird, bleibt der Schmerz des Todes unerlöst. Und der Tod geht nicht aus dem Haus. Wir können die Toten erst lassen, wenn sie von uns gewürdigt und wir durch sie gesegnet sind. Dann ziehen sie sich still zurück und wir können uns neu dem Leben zuwenden, das uns noch für eine Weile gegeben ist. Unsere Toten brauchen ihren Platz. Wenn sie in Zugehörigkeit aufgenommen sind, können sie den Lebenden Kraft geben.

In der Achtung vor den Toten und deren Schicksal liegt Heilung und Versöhnung. Das Trauern um sie kann eine sehr heilende und versöhnende Wirkung haben. Hier wächst die Gemeinschaft der Lebenden und der Toten.

Das Trauern wird heute schwer gemacht. Viele der alten Bräuche und Sitten sind nicht mehr erlebbar. Doch es bedarf der Rituale, die auf dem Trauerweg eine große Hilfe sein können. Es sind Zeichen der Liebe, wenn wir ein Bild unserer Verstorbenen betrachten und für sie eine Kerze anzünden. Der regelmäßige Grabbesuch erneuert die Verbundenheit mit ihnen und sichert ihren Platz. Die Pflege und der Schmuck der Gräber würdigt diese als Ort der Trauer.

Wir gedenken unserer Verstorbenen in unserem Gebet, in unseren Tränen und in unserer Sehnsucht. Bei jedem Gedenkgottesdienst zeigen wir, dass unsere Hoffnung über den Tod hinaus geht. Bei uns geschieht das noch sehr häufig mit einer Messintention, die man im Pfarrbüro bestellt und die dann im Pfarrbrief aufscheint. Ungefähr vier Wochen nach dem Tod wird in der Stadtpfarrkirche das „Vier-Wochen-Amt“ gefeiert: immer am Dienstag um 19 Uhr. Ebenso begehen wir in dieser Werktagsmesse fünf Jahre lang das „Jahresgedächtnis“. Dabei werden die Namen der Verstorbenen in den Fürbitten genannt und für sie auf dem Altar eine Kerze angezündet.

Auf jede Form des Verlustes ist Trauer eine natürliche und normale Reaktion und ein angemessenes Gefühl. Trauer ist keine Krankheit. Trauer will gelebt sein und braucht dafür Erlaubnis, Raum, Schutz und Zeit. Trauer hat viele Gesichter. Oft ist sie noch mit anderen Gefühlen vermischt. Es zeigt sich ein Gefühlschaos aus Niedergeschlagenheit, Verzweiflung, Ratlosigkeit, Ärger, Wut, Zorn, Schuldgefühlen und Aggressionen. Quälende Erinnerungen und Gedanken der Hoffnungs- und Sinnlosigkeit verstärken dies. Eine nicht vollzogene Trauer kann das Tor zur Depression sein. Auch nicht zugelassener Schmerz behindert den Trauerprozess.

Jeder lebt seine Trauer so, wie es für ihn angemessen und gemäß ist. Manchmal bedarf es einer Begleitung. Das Wissen um andere, die ebenfalls einen Trauerweg gehen, kann Trost und Halt schenken. Hier erwächst die Möglichkeit, im Gespräch Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam in die Welt der Erinnerungen einzutreten.

Diese Hilfe kann durch die Seelsorger erfahrbar sein. Darüber hinaus gibt es wertvolle und hilfreiche Angebote von Trauergruppen in Hospizvereinen und Bildungswerken. Wenn die Belastungen sehr intensiv sind und über einen längeren Zeitraum anhalten, ist es ratsam, sich fachliche Unterstützung und Behandlung zu suchen. Das Ziel wird dabei sein, wieder ins Einverständnis mit dem Leben zu kommen: mit all dem, was jetzt ist. Das geschieht auf einer Ebene, in der es kein Alleinsein mehr gibt, denn in unserem Wesen sind wir alle miteinander verbunden – auch mit unseren Toten.

Die Brücke zwischen dem Land der Lebenden und dem Land der Toten ist die Liebe. Nach dem Verlust eines geliebten Menschen ist die Trauer oftmals die einzige Möglichkeit, um diese Liebe fortzusetzen. In der Emmaus-Geschichte wird die Bitte ausgesprochen: „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden“ (Lk 24,29). Das ist eine Grunderfahrung, die alle Trauernden nachsprechen können. Denn es sind Wege, die gegangen werden müssen. Und irgendwann – nach vielen Tränen und großem Schmerz – werden aus den Trauerwegen wieder neue Lebenswege. Und Trauererfahrung verwandelt sich in Auferstehungsgewissheit.

So kann ich dann meinem Tod zustimmen und ihn willkommen heißen, wenn die Zeit dafür reif ist.

(nach dem Heft „Christliches Sterben“, hg. v. Erzb. Ordinariat München)



Trauer gemeinsam tragen

Gesegnet seien alle,
die mir jetzt nicht ausweichen.
Dankbar bin ich für jeden,
der mir einmal zulächelt
und mir seine Hand reicht,
wenn ich mich verlassen fühle.

Gesegnet seien alle,
die mich noch besuchen,
obwohl sie Angst haben,
etwas Falsches zu sagen.

Gesegnet seien alle,
die mir erlauben, von dem Verstorbenen zu sprechen.
Ich möchte meine Erinnerungen
nicht totschweigen.
Ich suche Menschen, denen ich mitteilen kann,
was mich bewegt.

Gesegnet seien alle,
die mich nicht ändern wollen,
sondern geduldig so annehmen, wie ich jetzt bin.

Gesegnet seien alle,
die mich trösten
und mir zusichern,
dass Gott mich nicht verlassen hat ...
(Marie-Luise Wölfing)