Impuls vom 01.11.2012
Selbstdemontage
Kommentar: Selbstdemontage
Von der CIG-Redaktion
Demnächst wählt eine Jury aus, wer den Luther-Preis "Das unerschrockene Wort" erhält. Die Auszeichnung wird vom Bund der Lutherstädte - Wittenberg, Magdeburg, Worms, Heidelberg - vergeben. Wittenberg, die Hauptstadt der Reformation, hat die russischen Polit-Aktivistinnen "Pussy Riot" nominiert, die vulgär-blasphemisch vor der Ikonenwand der Moskauer Christus-Erlöser-Kathedrale herumhampelten, herumkrakeelten und zwecks Protests gegen Putin sowie die kirchliche Obrigkeit das Heilige des Christentums herabsetzten. Der angesehene kritische evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer nannte Wittenbergs Vorschlag ein "verheerendes Signal". Doch die "Stadtväter" scheint das nicht zu beirren.
Es ist ein Mosaikstein in einem schon länger zu beobachtenden Prozess der kulturellen Selbstdemontage Deutschlands. Bereits vor sechs Jahren hatte der Publizist Henryk M. Broder in seinem Buch "Hurra, wir kapitulieren!" die seltsame Lust dieser Gesellschaft aufgespießt, die eigenen geistigen Errungenschaften kleinzureden, mit vorauseilendem Gehorsam zum Beispiel vor den Sonderansprüchen der islamischen Einwanderung einzuknicken und widerstandslos Wahrheiten preiszugeben. Das geht nicht selten einher mit groteskem Selbsthass.
Besonders betrifft dies das Feld der Religion, wie man an der gesteigerten Interesselosigkeit, an der heftigen Ablehnung alles Kirchlichen erkennen kann. Die große Mehrheit der Bevölkerung zeigt sich unwillens, unfähig, das christliche Erbe zu bewahren, zu pflegen, energisch zu verteidigen, ja offensiv zu reformieren. Stattdessen kommt vielen vieles recht, was in Gestalt sogenannter Satire oder billigster "Comedy" das Christliche herabsetzt, etwa bei den "Pussy Riot"-Leuten.
Die kulturelle Selbstdemontage geschieht schleichend, aber nachhaltig - von der Aushöhlung des Sonntags, der zum puren Frei-Tag für Freizeitlust verkommen ist, bis zur Entleerung und Entwertung christlicher Symbolik. Einst kritisierte man, dass das Christusfest Weihnachten bereits im Sommer dem kapitalistischen Kommerzrummel untertan sein muss. Diese Furcht ist nun gebannt. Eine Möbelhauskette verkündet jetzt fröhlich die Wende: "Märchenhafte Winterzeit!" Angeboten werden: Lichter-Deko-Häuser, LED-Rentiere, Miniatur-Schneebäume, leuchtende Weidenherzen, laternentragende "Winterkinder", Deko-Schneeglöckchen, Stoffelche, Keramik-Erdmännchen, Naturschalen, Naturkränze, Tannenzapfenkerzen, Glassteine, Fellhocker, Acrylleuchtpyramiden, eine "indisch" tanzende Nackte als Polyresin-Skulptur … Hurra, wir kapitulieren! Selbst Luther ist ja inzwischen zum Lutherzwerg minimiert. Gelobt sei die neudeutsche neuheidnische "Reformation" 2012!
aus: CHRIST IN DER GEGENWART 45/2012
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